Baudrate und weitere Schnittstellen-Parameter für Ohaus Navigator-Waagen

Die Waagen der Ohaus Navigator-Serie lassen sich optional mit verschiedenen Schnittstellen ausstatten. Für die RS-232- und USB-Schnittstelle müssen in der verwendeten Software die gleichen Schnittstellenparameter eingestellt sein wie im Menü der Waage, damit die Übertragung des Gewichts funktionieren kann.

Mit der Einführung der neuen hochauflösenden Navigator-Waagen (NV-123, NV223 und NV223) hat Ohaus die Standardwerte dieser Schnittstellenparameter geändert und an die restlichen Waagen von Ohaus angeglichen. Auch die weiteren Navigator-Waagen werden nun nach und nach mit der neuen Firmware ausgeliefert und erhalten damit die neuen Einstellungen.

Die folgende Tabelle zeigt die Unterschiede:

NeuAlt
Baudrate96002400
Datenbits87
ParitätKeineKeine
Stoppbits12
FlusskontrolleKeineKeine

Diese Einstellung können im RS232 bzw. USB-Menü der Waage überprüft und geändert werden.

Als Beispiel für eine Software sehen Sie hier Screenshots aus Simple Data Logger (speichert Gewicht mit Datum und Uhrzeit in einer Datei) und HTerm (Terminal-Software, praktisch zum Testen der Kommunikation mit der Waage). Diese zeigen die neuen Schnittstellenparameter. Wie erwähnt müssen die Einstellungen der Software und Waage exakt übereinstimmen.

Simple Data Logger Schnittstellenparameter für Ohaus-Waagen
Software Simple Data Logger mit Einstellungen für Ohaus-Waagen
HTerm Einstellungen für Ohaus-Waagen
HTerm mit Einstellungen für Ohaus-Waagen

In Simple Data Logger müssen Sie die Einstellungen nicht von Hand vornehmen, sondern können „Ohaus“ (für die neuen Schnittstellenparameter) oder „Ohaus SPU, TA, NV“ (alte Parameter) als Gerät auswählen und auf den Set default parameters for device-Knopf klicken.

Weitere Informationen

Glossar RS-232 Schnittstellenparameter

Baudrate: Die Baudrate gibt die Übertragungsrate von Daten in Bits pro Sekunde an. Waagen arbeiten üblicherweise mit vergleichsweise niedrigen Baudraten von 1200 bis 9600. Diese sind für die Übertragung des Gewichts völlig ausreichend, es sei denn, Sie möchten zahlreiche Werte pro Sekunden oder zusätzliche Daten übertragen. Je höher die Baudrate, desto kürzer ist die maximal mögliche Länge der RS-232-Datenleitung.

Datenbits: Die Datenbits geben die Anzahl der Bits an, die pro Übertragungseinheit übertragen werden. Die meisten Geräte mit RS-232-Schnittstellen verwenden 8 Datenbits pro Übertragungseinheit.

Parität: Die Parität ist ein weiteres Bit, der zu den Datenbits hinzugefügt wird, um Fehler bei der Übertragung zu erkennen. Es gibt verschiedene Arten von Parität: gerade Parität, ungerade Parität und keine Parität.

Stoppbits: Die Stoppbits geben an, wie viele Bits am Ende jeder Übertragungseinheit übertragen werden, um das Ende der Übertragung anzuzeigen.

Flusskontrolle: Die Flusskontrolle kann verwendet werden, um die Übertragung von Daten zwischen dem Sender und dem Empfänger zu synchronisieren und zu verhindern, dass der Empfänger überflutet wird. Es gibt verschiedene Arten von Flusskontrolle, wie Hardware-Flusskontrolle und Software-Flusskontrolle.

Waage Ohaus Defender 3000: Befehle zum Abruf des Gewichts (und zur Steuerung der Waage)

Die Waagen der Ohaus Defender 3000-Serie mit T32XW- und T31P-Anzeigegerät können das Gewicht über die serienmäßige RS-232-Schnittstelle senden. Zum Auslösen der Datenübertragung gibt es verschiedene Möglichkeiten:

  1. Durch Drücken der Print-Taste1 an der Waage,
  2. automatisch bei jedem stabilen Gewicht,
  3. kontinuierlich2 mit einer Rate, die von der Baudrate abhängig ist (ca. 50 Werte/s bei Standardeinstellung 9600 Bit/s, 100 Werte/s bei 19200 Bit/s)3
  4. in einstellbaren Intervallen von 1 s bis 3600 s,
  5. auf Abruf über die Schnittstelle mit einem geeigneten Befehl (bidirektionale Kommunikation).

In diesem Artikel beschreiben wir die 5. Methode: Ein über die RS-232-Schnittstelle mit der Waage verbundenes Gerät (z.B. ein Computer, Mikrocontroller, PLC, etc.) schickt einen Befehl an die Waage und diese antwortet mit dem Gewicht:

Abruf des Gewichts mit Befehl

Hinweise:
1 Ursprünglich wurden Waagen häufiger mit Druckern verbunden als mit Computern, daher die Bezeichnung „Print“ (drucken).
2 Bei geeichten Waagen ist die kontinuierliche Übertragung (3) nicht möglich.
3 Die tatsächliche Messrate (conversion rate) liegt immer bei ca. 16 Werten/s.

Alle Ausführungen in diesem Artikel beziehen sich auf die momentan (Oktober 2021) aktuelle Generation der Ohaus Defender 3000 mit dem T32XW-Anzeigegerät mit Firmware 1.03 (links im Foto oben) und dem T31P-Anzeigegerät mit Firmware 1.14 (rechts im Foto).

Geräte mit anderer Firmware sowie ältere oder mögliche zukünftige neuere Defender 3000-Modelle können sich anders verhalten. Bei geeichten Waagen sind (im Text erwähnte) Besonderheiten und rechtliche Aspekte zu beachten.

Befehle zum Abruf des Gewichts und Datenformat der Antwort

Um Befehle testweise an die Waage zu senden, können Sie z.B. die kostenlose Terminal-Software HTerm verwenden. An der Waage müssen keine Einstellungen geändert werden, mit den Standardeinstellungen wird die Datenübertragung durch Drücken der Print-Taste (1) und der Abruf des Gewichts über die Schnittstelle (5) unterstützt.

Wichtig: Achten Sie in HTerm darauf, unter Input Control bei Send on Enter „CR“ oder „CR-LF“ auszuwählen, damit alle an die Waage gesendeten Befehle mit diesen Zeichen abgeschlossen werden (zwingend erforderlich).

In der Anleitung (PDF) sind die folgenden Befehle aufgeführt:

Defender 3000 Anleitung Schnittstellenbefehle

SP-Befehl (Print when stable) – funktioniert nicht wie erwartet

Würde die Waage nach Empfang von SP das Gewicht senden, sobald es sich stabilisiert hat, wäre dieser Befehl sehr interessant. Allerdings macht die Defender 3000 etwas völlig anderes: Sie setzt die Einstellung Print > Stable auf „On“ und antwortet mit „OK“:

SP-Befehl Defender 3000

Diese Einstellung lässt sich – soweit wir wissen – mit keinem Befehl wieder auf „Off“ stellen (außer mit dem Reset-Befehl). Sie muss direkt am Anzeigegerät im Print-Menü geändert werden.

Dieser Befehl ist somit zum Abruf des Gewichts nutzlos. Bei anderen Waagen wie z.B. der Ohaus Defender 5000 funktioniert er hingegen wie erwartet.

P-Befehl (Print)

Der P-Befehl entspricht dem Drücken der Print-Taste an der Waage. Daher wird auch die bereits erwähnte Stabilitätseinstellung (Print > Stable) beachtet:

Print > Stable: „On“

Ist Print > Stable auf „On“ gestellt, wird das Gewicht nur dann gesendet, wenn es stabil ist (in der Anzeige erscheint bei einem stabilen Gewicht links oben ein Stern *). Empfängt die Waage den P-Befehl, wenn das Gewicht instabil ist, erfolgt keine Antwort oder Fehlermeldung (im Display erscheint kurz „–NO–“):

P-Befehl Defender 3000 instabil print stable on

Hinweis: Bei geeichten Waagen ist Print > Stable immer auf „On“ gesetzt und kann nicht geändert werden.

Print > Stable: „Off“

Ist Print > Stable auf „Off“ gestellt, antwortet die Waage auf P immer mit dem Gewicht, wobei instabile Gewichte mit einem Fragezeichen gekennzeichnet werden.

Format der Antwort bei Verwendung des P-Befehls

Die Beschreibung im Handbuch (PDF) ist weitgehend korrekt:

Defender 3000 Anleitung Ausgabeformat

Die 7 Zeichen für das Gewicht entsprechen den 6 Ziffern des Displays der Waage + Dezimalpunkt. Die Legende wird nur für das (standardmäßig deaktivierte) Brutto-, Netto- und Taragewicht verwendet und fällt ansonsten weg.

Beispiel 20,00 kg, stabil:

P-Befehl Defender 3000 stabil

Beispiel -3,18 kg, instabil:

P-Befehl Defender 3000 instabil

Beispiel 11,87 kg, instabil, mit Einheit (Print > Content > Unit: „On“):

Abruf Gewicht mit P-Befehl Defender 3000 unit instabil

Beispiel mit Brutto-, Netto- und Taragewicht sowie Einheit (alle Einträge im Menü Print > Content auf „On“), stabil:

P-Befehl Defender 3000 Brutto Netto Taragewicht Einheit stabil

„G“ steht für „gross“ (Bruttogewicht), „NET“ für „net“ (Nettogewicht) und „T“ für „tare“ (Tarawert).

Hinweis: Die Waage sendet die Zeilen mit dem Nettogewicht und dem Tarawert nur, wenn letzterer nicht Null ist (d.h. wenn die Tarafunktion tatsächlich verwendet wurde).

Gleiches Beispiel wie oben, nur dass der Tarawert mit „1000T“ über die Schnittstelle gesetzt wurde:

Abruf Gewicht mit P-Befehl Defender 3000 Brutto Netto Pretaragewicht Einheit stabil

Der einzige Unterschied ist „PT“ (Pretara) statt „T“ in der letzten Zeile.

IP-Befehl (Immediate Print)

Der IP-Befehl kann nur bei ungeeichten Waagen verwendet werden. Nach Empfang des IP-Befehls sendet die Waage das Gewicht sofort, egal ob es stabil ist oder nicht. Zudem wird das Format der Antwort nicht von Einstellungen im Menü der Waage beeinflusst, Print>Stable und Print>Content spielen keine Rolle

Format der Antwort bei Verwendung des IP-Befehls

Bei einem stabilen Gewicht besteht die Antwort aus 16 Zeichen:

IP-Befehl Defender 3000 stabil

Bei einem instabilen Gewicht kommen zwei zusätzliche Zeichen hinzu (Leerzeichen und Fragezeichen am Ende):

IP-Befehl Defender 3000 instabil

Weitere Befehle

Nicht alle Befehle dienen dem Abruf des Gewichts. Die Waage unterstützt die folgenden weiteren Befehle, die auch in der Anleitung kurz beschrieben sind.

CP (Continuous Print)

Aktiviert die kontinuierliche Übertragung des Gewichts (nur bei ungeeichten Waagen möglich), siehe Punkt 3 am Anfang dieses Artikels. Mit 0P (Null + P) kann diese wieder deaktiviert werden. Das Datenformat ist ähnlich wie die oben beschriebenen.

Vorsicht: Die hohe Datenrate kann manche Programme überlasten. Zudem wird die Waage von Windows manchmal fälschlicherweise als serielle Maus erkannt, wenn sie bereits beim Systemstart kontinuierlich Werte sendet (der Mauszeiger springt dann wild über den Bildschirm und der COM-Port lässt sich nicht verwenden).

xP (Interval Print)

Übertragung alle x Sekunden (mit x von 1 bis 3600), 0P zur Deaktivierung. Das Datenformat entspricht dem P-Befehl.

Z (Zero)

Zum Nullstellen der Waage, entspricht der Betätigung der Zero-Taste. Der zulässige Bereich zur Ausführung des Befehls wird über die Einstellung Setup > Zero geregelt (2% der Höchstlast oder 100% der Höchstlast).

Hinweis: Die Waage antwortet immer mit „OK“, auch wenn der zulässige Bereich überschritten wurde, der Befehl daher nicht ausgeführt wurde und im Display „–NO–“ erscheint.
Vorsicht: Wenn Setup > Zero auf „0-100“ gestellt wird, kann bei Verwendung des Zero-Befehls die Höchstlast der Waage überschritten werden, ohne dass im Display eine Warnung erscheint. Die Waage könnte unbeabsichtigt überlastet werden.

Verwenden Sie den Zero-Befehl, um geringe Restwerte zu eliminieren. Er ist nicht als Alternative zum Tara-Befehl gedacht (siehe unten).

T (Tara)

Zuwiegefunktion, wie Betätigung der Tara-Taste. Geeignet, um ein Behältergewicht zu „nullen“ oder einzelne Komponenten einer Rezeptur zu wiegen.

Mit 0T (Null + T) kann die Tara-Funktion deaktiviert werden, so dass die Waage wieder das Bruttogewicht statt des Nettogewichts anzeigt (nur über diesen Befehl möglich, nicht über eine Taste am Gerät). 0T wird wahrscheinlich von geeichten Waagen nicht unterstützt.

Hinweis: Wenn die Tara-Funktion nicht ausgeführt werden kann (weil sich kein Objekt auf der Waage befindet), antwortet die Waage trotzdem mit „OK“, zeigt aber im Display „–NO–„an.

xT (Pretara)

Setzt x als Pretara-Wert, wobei x in g angegeben werden muss. Bei geeichten Waagen nicht möglich.

Beispiel:

1000T Befehl Pretara Waage Defender 3000

PU (Print Unit)

Die Waage antwortet mit der aktuell eingestellten Einheit (ohne zusätzliche Leerzeichen, siehe Beispiel unter xU).

xU (Unit)

Ändert die aktuelle Einheit, 1U=>g, 2U=>kg, 3U=>lb, 4U=>oz, 5U=>lb:oz.

Wichtig: Damit eine Einheit ausgewählt werden kann, muss diese im Menü der Waage unter Mode > Unit aktiviert sein, ansonsten antwortet die Waage mit „ES“ statt mit „OK“:

Gramm nicht aktiviert, Waage antwortet auf 1U mit ES

Bei geeichten Waagen können nur die SI-Einheiten g und kg verwendet werden.

Beispiel kg zu g:

Einheit auf Gramm wechseln

PV (Print Version)

Die Waage antwortet mit dem Typ des Anzeigegeräts (T32XW oder „Defender 3000“ für T31P), der Firmware-Version (Sr=Software Release) und der „legal-for-trade“-Einstellung („ON“ bei geeichten Waagen, sonst „OFF“). Mit diesem Befehl können Sie leicht überprüfen, ob Ihre Waage die gleiche Firmware wie unser Testgerät verwendet.

Beispiel T32XW:

PV-Befehl Defender 3000 T32XW

Beispiel T31P:

PV-Befehl Defender 3000 T31P

<ESC> R (Reset)

Setzt alle Einstellungen auf die Werkseinstellungen zurück. In unseren Test wurden mache Einstellungen erst nach einem Neustart übernommen. Es gibt im normalen Betrieb keinen Grund, diesen Befehl zu verwenden.

Beispiel:

Reset-Befehl Defender 3000

Fazit zum Abruf des Gewichts von der Waage Ohaus Defender 3000

Der IP-Befehl stellt die einfachste Art da, das Gewicht mit Einheit von der Defender 3000 abzurufen. Bei geeichten Waagen kann er allerdings nicht verwendet werden.

Alternativ kann der P-Befehl zum Einsatz kommen, der dem Drücken der Print-Taste entspricht. Er wird von der Einstellung Print > Stable (nur stabile Werte senden) und Print > Content (Umfang der übertragenen Daten und Einheit) beeinflusst.

SP ist kein Befehl zum Abruf des Gewichts, auch wenn die Beschreibung in der Anleitung das vermuten lässt.

Das Format der Antwort der Waage unterscheidet sich je nach Befehl leicht (warum das so sein muss, wissen wir auch nicht). Es ist daher empfehlenswert, im Antwort-String keine feste Position auszulesen, sondern nach der ersten Zahl zu suchen. Als Dezimaltrennzeichen kommt immer ein Punkt zum Einsatz.

Kann die Waage Ohaus Navigator verwendet werden, ohne sie aus dem Transportkoffer zu nehmen?

Für die Ohaus Navigator-Waagen ist optional ein hochwertiger Transportkoffer verfügbar. Einer unserer Kunden hat uns gefragt, ob es möglich ist, die Waage zu benutzen, ohne sie aus dem Koffer zu nehmen.

Waage Ohaus Navigator NVT im Transportkoffer

Es ist nicht unmöglich, aber dafür ist der Transportkoffer nicht gedacht. Zum Schutz der Waage ist die Polsterung eng geschnitten und höher als die Waage. Bei Waagen mit rechteckiger Wägeplatte kann diese am Rand anstoßen, wodurch das Gewicht verfälscht wird:

Waage Ohaus Navigator NVT im Transportkoffer (Detailansicht)

Die Ohaus Navigator-Modelle mit runder Wägeplatte haben dieses Problem nicht. Allerdings sollten alle Waagen mit Hilfe der integrierten Libelle und verstellbaren Füße korrekt ausgerichtet werden. Dazu wird es ohnehin meistens notwendig sein, sie aus dem Koffer zu entnehmen.